Wer braucht hier eigentlich wen?
Manchmal fehlt zur perfekten Freude eines Paares noch der sehnlichste Wunsch Eltern zu werden. Wir konnten uns einfach kein größeres Glück vorstellen, als Kinder zu begleiten und wir lieben jeden noch so kleinen Moment, den wir mit unseren Kindern zusammen sein können. Wir sind froh und dankbar, dass wir Familienleben und Beruf in unserem eigenen Hotel sehr gut vereinbaren können. In meiner eigenen Kindheit war meine Mutter immer verfügbar, da sie in der elterlichen Pension zwar durchgehend eingespannt und überall abrufbar war, aber wir haben den stillen Kontakt, wenn ich jetzt so nachdenke, immer genossen und fühlten uns unseren Eltern nahe, wenn sie auch nicht immer Zeit hatten, aber sie waren da. Heute erlebe ich dieselbe Situation in umgekehrter Weise: ich bin räumlich zwar für die Kinder da, wenn sie mich brauchen, aber was passiert im umgekehrten Falle, wenn ich mich nach den Kindern sehne? Was ist, wenn ich Zeit habe, aber meine Kinder nicht? Kann ich die Zeit dann nach Herzenslust so einteilen und sie mit den Kindern verbringen, wie ICH das gerne möchte? Was somit im Alltag vielleicht noch halbwegs gut funktionieren mag, ist für uns im Urlaub schon zur echten Herausforderung geworden.
Ich bin in den Bergen aufgewachsen und verbringe vielleicht deshalb meinen Urlaub sehr gerne am Meer. Ich kann mir dann nichts Schöneres vorstellen, als den ganzen Tag am Strand zu sein und mit meinen beiden Mädchen zu spielen. Und meine Kinder? Nicht selten gehen die lieber in die Spielecke. Vor allem dann, wenn neue, spannende Freunde locken. Ich muss zugeben – auch wenn ich weiß, dass ich da dann nicht mitkann, wäre ich doch gerne dabei.
Keine schöne Situation, denn man merkt immer öfter: Die Kinder brauchen mich nicht – ich aber sie. Ihr glaubt gar nicht, wie viele Spielecken und -räume ich mir in den letzten Jahren schon weggewünscht habe. Denn wenn die nicht da gewesen wären, dann hätten wir eine tolle Zeit gehabt.
Nun gut, die Mädchen hatten auch so eine tolle Zeit und ich war mit meinen Gefühlen allein. Auch, wenn das vermutlich der Preis dafür ist, den man zahlen muss, wenn die Kleinen immer selbstständiger werden (was sie ja auch sollen) – die gemeinsame Zeit wird immer weniger. Kinderbetreuungsangebote, Kindertagesstätten, Ganztagsschulen und das verflixte flache Streichelgerät – und dann geht es auch schon fast ins Studium.
Um aber auch das von vorneherein klarzustellen: Ich finde es beeindruckend, wenn die Kinder sich so entwickeln und wir ein Teil davon sein dürfen. Ganz sicher bin ich alles andere als eine Über-Mama, Helikopter-Mutter oder welche Ausdrücke es auch sonst noch dafür gibt. Ich bin einfach gerne mit meinen Mädchen zusammen und habe mir fest vorgenommen, die Zeit mit den beiden besser zu nutzen. Nicht, weil meine Kinder sonst zu kurz kommen, sondern weil es ganz einfach mir guttut. Ist das schon egoistisch? Ist es mein schlechtes Gewissen? Die Mädchen finden immer eine neue spannende Tagesbeschäftigung, auch ohne mich, aber diese Zeit scheint für mich verloren. Wie denkt ihr darüber?
Gedanken von Gastgeberin und Mami Karin